So gehen Sie mit der Generation Y um
Anspruchsvoll und sprunghaft, geltungsbedürftig, von Technik abhängig und ungeduldig – das sind häufige (Vor-)Urteile über die Generation Y. Aber stimmen sie auch? Und wie gehen Ausbilder am besten mit den Stärken und Schwächen dieser Generation um?
Die Generation Y, also junge Menschen der Jahrgänge 1980 bis 1995, gilt bei vielen als schwierig. Dabei hat sie viele Stärken. Genauso wie jede andere Generation ist die Generation Y durch die Lebensumstände – in ihrem Fall die Jahre 1991 bis 2001 – geprägt worden. Die Helikopter-Eltern, die Tag und Nacht um den Nachwuchs schwirren, die Wirtschaftskrisen mit ihrer Unsicherheit von Arbeitsverhältnissen, die erste Kanzlerin Deutschlands, der Klimawandel und vieles mehr haben diese Generation geprägt. Und ihre Werte:
- Familie, Zusammengehörigkeit, Gemeinschaft und Zusammenarbeit
- Flexibilität, Freiheit und Selbstverwirklichung
- Lifestyle, Work-Life-Balance und Freizeitorientierung
- Gleichstellung, Mitbestimmung und Vielfalt
- Integrität, Transparenz und Authentizität
- Soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit
Und klar: Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Oder anders: Jede Stärke ist auch eine Schwäche. Die Flexibilität und Dynamik der Generation Y beispielsweise lässt die jungen Leute sich schnell auf neue und sich ändernde Situationen und Arbeitsumfelder einstellen. Auf der anderen Seite langweilen sie sich bei fehlender Dynamik schneller und lenken sich bei einsetzender Monotonie und Routine schnell ab. Oder: Dank des Wunsches nach Selbstbestimmung bringen sich Vertreter der Generation Y voll und ganz in ein Projekt ein – solange sie das Sagen haben. In stark hierarchischen Strukturen dagegen tun sie sich oftmals schwer und die Qualität ihrer Arbeit reicht nicht aus.
Das will die Generation Y
Zu verstehen, wie die Generation Y „tickt“, was sie will und was nicht, ist der erste Schritt, um den richtigen Umgang mit den „Newbies“ zu finden.
Die Generation Y will
- sich am Arbeitsplatz wohl fühlen.
- möglichst viel Flexibilität – in Bezug auf Arbeitszeit, Gestaltung der Arbeitsumgebung und Arbeitsprozesse.
- eine sehr eine informelle und positive Kultur (und fördern diese auch).
15 Tipps, damit die Ausbildung der Generation Y gelingt
Die Generation Y spricht nicht im Konjunktiv, sondern im Imperativ. Sie weiß was sie will. Jeder Versuch, die junge Generation vollständig umzukrempeln, wird Sie viel Zeit und Nerven kosten, aber vermutlich wenig bis nichts bringen. Nutzen Sie stattdessen die Stärken der jungen Auszubildenden und nehmen Sie die Macken wohlwollend in Kauf. Diese Tipps habe ich zusammen mit Ausbilderinnen und Ausbildern und Vertretern der Generation Y in Workshops erarbeitet. So funktioniert’s!
- Nutzen Sie Soziale Medien, um sich und Ihr Unternehmen zu repräsentieren und den Kontakt aufzubauen und zu halten.
- Halten Sie die zukünftigen Auszubildenden bis zum Beginn der Ausbildung informiert. Stellen Sie Links auf Webseiten, gut aufbereitete Informationen, Selbstlernprogramme etc. zur Verfügung. Rechnen Sie trotzdem damit, dass einige trotzdem kurzfristig absagen werden.
- Gestalten Sie das Onboarding als Event.
- Arbeiten Sie gerade zu Beginn der Ausbildung mit Paten und Mentoren und binden Sie auch frühere Jahrgänge der Generation Y darin ein.
- Bieten Sie wo immer es möglich ist Freiräume und Flexibilität, z.B. durch flexible Arbeitszeiten oder eigene Laptops, die den Auszubildenden erlauben, ortsunabhängig zu arbeiten und zu lernen.
- Das Klima ist für die Generation Y besonders wichtig. Achten Sie darauf, dass die Ausbilder mit viel Spaß an die Ausbildung gehen und auch zukünftige Kollegen vermitteln, dass es Spaß macht, in diesem Bereich zu arbeiten.
- Unterteilen Sie den Lernstoff in kleine Einheiten, die leicht verdaulich sind und Spaß machen. Bilden Sie im Lernstoff den Kontext der Auszubildenden ab – je praxisnaher, desto besser.
- Ermöglichen Sie Interaktion, Ausprobieren, Fragen und Diskussion. Dazu gehört, dass Sie zulassen, dass die Auszubildenden Prozesse und Informationen grundsätzlich hinterfragen.
- Geben Sie häufig (täglich) Feedback – am besten ausführlich und konkret. Rechnen Sie damit, dass einige Auszubildende trotzdem nur sehr schwer mit negativer Kritik umgehen können.
- Erlauben Sie flexible Arbeitsgestaltung und Entfaltungsmöglichkeiten. Im Idealfall, können die Auszubildenden neue, effektivere Arbeitsweisen entwickeln und Prozesse optimieren. Anderenfalls reflektieren Sie die ausprobierten Arbeitsweisen gemeinsam mit den Auszubildenden und lassen Sie sie selbst nach Alternativen suchen.
- Erklären Sie immer die Hintergründe und warum etwas wichtig ist. Und bleiben Sie dabei geduldig. Motivieren Sie über übergreifende Ziele und den größeren Zusammenhang: Damit wird das WHY – das Warum deutlich. Erläutern Sie, wozu bestimmte Ergebnisse oder Tätigkeiten benötigt werden und machen Sie die Wichtigkeit der Rolle der Auszubildenden bei der Erreichung der Ergebnisse deutlich. Etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft zu tun, motiviert die Generation Y
- Stärken Sie die Eigenverantwortung der Auszubildenden und trauen Sie ihnen etwas zu.
- Verstärken Sie eigenes Ausprobieren und Lernen und teilen Sie Ihre ehrliche Wertschätzung mit.
- Kommunizieren Sie auf Augenhöhe, geben Sie Respekt und erwarten Sie Respekt nicht aufgrund Ihres Status, sondern aufgrund Ihrer Handlungen. Integrität und Authentizität sind wichtige Erfolgsgaranten.
- Machen Sie sich klar: auch wenn die Auszubildenden einen Hang zu Individualität zum Beispiel beim Aussehen haben, will die Generation Y auch Ihren Platz finden und ist häufig angepasster als es zunächst erscheint.
Und was ist mit der Generation Z?
Nach der Generation Y kommen jetzt auch die Geburtsjahrgänge ab 1996 der Generation Z in die Ausbildung, denen man nachsagt, eine sorglose „Kronprinzen“-Kindheit erlebt zu haben. Viele Prägungen sind ähnlich wie die der Generation Y, so dass Sie Ihre Ausbildungsstrategien nicht wieder völlig umkrempeln müssen.
Sie haben spezielle oder andere Erfahrungen mit der Generation Z? Dann schreiben Sie mir und wir treten in einen Austausch darüber!
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