Druck von allen Seiten: Der Tempel des Todes für Führungskräfte

Führungskräfte sind nicht in einer Sandwich-Position – sie sind in einem Szenario gefangen, dass an Indiana Jones im Tempel des Todes erinnert: Es gibt Druck von allen Seiten. Verschiedene Stakeholder verlangen Aufmerksamkeit.

(Dies ist das Transkript der 1. Episode der 3. Season von Orientierungszeit, dem Podcast für strategische Führung. Sie können die Folge unten abspielen.)

Führungskräfte, liebe Zuhörer, sind angeblich immer in einer Sandwichposition gefangen – eingeklemmt zwischen den Ansprüchen ihrer Vorgesetzten und denen ihrer Teammitglieder. Aber, meine Damen und Herren, das ist gerade mal die halbe Miete!

Die Wahrheit ist, Führungskräfte stecken mitten in einem Szenario, das an Indiana Jones im ‚Tempel des Todes‘ denken lässt. Erinnern Sie sich an den Film von 1984? Genau, da wo Indy und seine Begleiterin in diesem unheimlichen Tempel landen, wo sich die Wände von allen Seiten bedrohlich nähern, gespickt mit Skeletten, lebenden Käfern und schwingenden Schwertern. So fühlt sich das Leben einer Führungskraft wirklich an! Und jetzt überlegen Sie mal, wer in Ihrem Berufsalltag die Skelette oder die nervigen Käfer sein könnten.

Aber jetzt mal ernsthaft: Als Führungskraft sind Sie ständig den Erwartungen verschiedenster Stakeholder ausgesetzt. Da haben wir zum einen Ihre Vorgesetzten und Ihr Team, die beide ihre Wünsche und Anforderungen an Sie herantragen. Sie sollen leistungsstark und innovativ sein, Projekte stemmen und Ihr Team reibungslos führen, dabei die Bedürfnisse der Mitarbeiter im Blick behalten und ihre Karrieren fördern.

Aber da sind auch noch Kunden und externe Partner, die ihre eigenen Anforderungen stellen. Sie erwarten pünktliche und qualitativ hochwertige Ergebnisse, und dass Sie die Versprechen auch einhalten, die Sie – oder noch schlimmer, das Vertriebsteam – gemacht haben.

Denken Sie, das war’s schon? Fehlanzeige! Ihre Familie hat natürlich auch Erwartungen an Sie. Sie sollen genug Zeit für sie haben, sich um die Kinder kümmern, Einkäufe erledigen, Reparaturen durchführen und so weiter. Und das alles mit reichlich Energie, denn Ihr Job als Führungskraft darf ja nicht Ihren gesamten Energievorrat aufzehren.

Und schließlich sind da noch Sie selbst: Ihre eigenen Vorstellungen und Erwartungen. Sie wollen den anderen gerecht werden, Ihre Karriere vorantreiben. Vielleicht haben Sie auch Hobbys oder Sport, die Sie nicht vernachlässigen möchten.

Sie sehen, im Vergleich dazu wirkt der „Tempel des Todes“ wie ein Kinderspiel. Kommt dann noch etwas Unerwartetes dazu, wie die Pflege Ihrer Eltern, wird es wirklich eng.

Aber keine Sorge, es geht nicht darum, sich gleich zu den Skeletten im Tempel zu gesellen. Es ist sogar sehr empfehlenswert, sich die verschiedenen Bedürfnisse und Erwartungen der Interessensgruppen vor Augen zu führen. Nicht, weil Sie masochistisch veranlagt sind, sondern, weil es Ihnen Klarheit bringt. Und es hilft Ihnen, Prioritäten zu setzen und übertriebene Erwartungen zu erkennen – sowohl die der anderen als auch die, die Sie an sich selbst stellen. Beispiel: Ihre Chefin will, dass Sie immer noch Zeit haben, ein zusätzliches Projekt zu übernehmen. Jetzt kommt Ihre persönliche Erwartung: Ich will meine Chefin nicht enttäuschen, will nicht als unfähig dastehen, will es mir selber beweisen.

Der wahre Druck entsteht also oft dadurch, dass Sie ihn sich selbst machen. Also mein Tipp: Stellen Sie eine Liste aller Erwartungen zusammen, die an Sie in Ihrer Führungsrolle gestellt werden. Wer stellt diese Anforderungen? Tragen Sie das in eine Tabelle ein. Ein Arbeitsblatt dazu finden Sie hier.

Unterscheiden Sie dabei die Erwartungen der anderen von Ihren eigenen. Beispiel: Der Kunde hat die Erwartung, dass Fragen zum Produkt schnell beantwortet werden. Das ist auch Ihre eigene Erwartung. Der Kunde hat aber auch die Erwartung, dass Sie immer Zeit für ihn haben und gern durch Sie persönlich betreut werden möchte und nicht durch Ihre beste Mitarbeiterin. Da stimmt Ihre eigene Erwartung nicht ganz mit der des Kunden überein. Sie können nur einen gewissen Kundenstamm selbst betreuen, viele Kunden werden von Ihren kompetenten Mitarbeitern betreut. Das würde sonst auch mit den Erwartungen Ihrer Chefin kollidieren, die möchte, dass Sie auch Zeit übrighaben, um sie zu einem neuen Projekt zu beraten oder sie zu wichtigen Neukundengesprächen zu begleiten.

Das ist der Bonus, den Sie erhalten, wenn Sie sich in dieser Form mit den Erwartungen der verschiedenen Personen und Interessensgruppen auseinandersetzen. Sie mache nicht nur einen Abgleich zwischen Ihren Erwartungen und den Erwartungen der Stakeholder und identifizieren so mögliche Diskussions- und Konfliktfelder. Sie erhalten als Bonus auch noch Hinweise darauf, wo sich die verschiedenen Erwartungen der Stakeholdergruppen untereinander widersprechen. Das ist der geheime Hebel im Tempel des Todes, der die Wände stoppt und die Schwerter verschwinden lässt.

Es ist Zeit, das Gruseln zu beenden und den Hebel richtig anzusetzen. Viel Erfolg dabei! Schreiben Sie mir gerne Ihre Erfahrungen mit dieser Übung.

Tschüss und bis zum nächsten Mal!

Beitragsbild: DALL-E

Alle Folgen von Orientierungszeit finden Sie hier:

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