Endlich Führungskraft

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Die Freude ist groß: Der nächste Karriereschritt vom Mitarbeiter hin zur Führungskraft mit Personalverantwortung ist Ihnen endlich gelungen. Mit der neuen Rolle als Führungskraft ändert sich jedoch einiges für Sie. Wie Sie schon gemerkt haben, ist die Karriereleiter eine Leiter, die Sie nicht mit den Händen in der Tasche hochsteigen können.

Ein Beitrag von Robert Nobiling von der Bundesagentur für Arbeit

Viele Ratgeberseiten im Internet und viele Seminare gehen darauf ein, wie sich der Rollenwechsel sowie die Führungsrolle auf das zwischenmenschliche Verhältnis von Mitarbeitern und neuer Führungskraft auswirken. In diesem Blogbeitrag blenden wir diesen Aspekt weitgehend aus und sehen uns den Start in die neue Rolle und Funktion konkret am Verhalten der Führungskraft an. Das liefert sehr aufschlussreiche Erkenntnisse, um hilfreich das eigene Führungsverhalten zu reflektieren und eine gesunde Work-Life-Balance auch unter neuen Rahmenbedingungen zu finden.

„Ich zeige es Euch allen“

Mit der Beförderung vom Mitarbeiter zur Führungskraft haben Sie Verantwortung übernommen, derer Sie sich sehr bewusst sind. Das setzt Sie automatisch unter Druck, zu zeigen, dass Sie als Führungskraft erfolgreich sein können. Ein übermäßiger Druck sich zu beweisen führt dazu, dass Ihre persönlichen Erwartungen steigen. Gleiches gilt für Ihr Tempo und Ihre persönlichen Grenzen. Wenn aus Leistungswillen ein starker Zwang wird, unter welchem der eigene Lebensrhythmus leidet, gilt es sich dies bewusst zu machen und einem Burnout vorzubeugen.

„Alles muss man selber machen“

Was ich nicht mache, macht auch kein anderer. Sie leisten immer mehr, um gute oder beste Ergebnisse abzusichern. Das hält niemand lange durch. Sie denken, dass Ihre Mitarbeiter zu bestimmten Dingen nicht in der Lage sind bzw. Ihr persönlicher Einsatz in vielen Angelegenheiten alternativlos ist – damit beginnt die Schleife abnehmender Delegation. Und wieder steigt Ihr persönlicher, ungesunder Druck. Delegieren von Aufgaben und Verantwortung ist wichtig, um die geführten Mitarbeiter kompetent weiterzuentwickeln, sich selbst zu entlasten sowie Schulungsbedarfe zu erkennen, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für z.B. höherwertige Aufgaben nicht qualifiziert sind. Daher sollten Sie von Anfang an konsequent delegieren.

Die Arbeit geht (immer) vor

Sie hängen auch privat der Arbeit in Gedanken nach, nehmen vieles zumindest gedanklich mit nach Hause. Ihre Arbeitszeit, auch Erledigungen von Arbeitsaufgaben in der Freizeit wie E-Mails checken und bearbeiten, drängen Familie und Freunde in den Hintergrund. Das Verständnis, das Ihre Familie und Freunde anfänglich noch zeigen, wird nicht ewig anhalten. Die eigene Gesundheit, eigene Bedürfnisse und eine regelmäßige Selbstbelohnung sind essentielle Güter, um die eigene Leistungsfähigkeit und Motivation sowie psychische Gesundheit zu erhalten. Es kann hilfreich sein, die Zeit fest zu planen und den Feierabend nicht endlos flexibel zu verschieben und dann der Familie regelmäßig die Verspätungen zu erklären. Auch kann es hilfreich sein, eine ToDo-Liste aller Aufgaben (Arbeit und Privat) zu erstellen und abzuarbeiten. Das reduziert Ängste und hält beide Bereiche von Familie und Beruf im Fokus. Sich selbst etwas zu gönnen und sich mit etwas regelmäßig zu belohnen, ist immer gut.

„Bei mir läuft beruflich alles bestens und harmonisch“

Ein gewisses Harmoniebedürfnis lässt sich nicht verleugnen, kaum jemand will Streit, Konflikte und Streitigkeiten als Kette aneinanderreihen. Doch wo Führungskräfte und Mitarbeiter aufeinandertreffen, bleibt eines nie aus – das sind auftretende Konflikte. Und die sind zeitnah anzugehen, anzusprechen und zu bearbeiten. Gleiches gilt im privaten Bereich. Wenn Sie beruflich zu Lasten der Familie durchgestartet sind, müssen Sie kritischen oder warnenden Stimmen von Familienmitgliedern oder Freunden Aufmerksamkeit schenken und diese zur Selbstreflexion nutzen. Es ist sicher nicht gesund, immer gehetzt zu sein, Termindruck zu spüren und erste körperliche Beschwerden zu ignorieren. Konflikte aushalten, sich diesen stellen und eigene Überlegungen zu Lösungen finden sowie ausprobieren – das zeigt Führungsstärke. Verleugnen, Umdeuten und aus dem Weg gehen sicher nicht.

„Ich habe das Gefühl, dass …“

Auch im Berufsleben existieren Gefühle und Emotionen, die häufig zu wenig geäußert oder angesprochen werden. Als neue Führungskraft ist man zurückhaltend, häufig auch in Bereichen, in denen es nicht immer angebracht ist. Damit sich Führungskräfte und Mitarbeiter besser verstehen und eine funktionierende Dyade entsteht, ist es wichtig, transparent zu machen, worüber man sich ärgert, freut, Sorgen macht usw. Unter permanentem Leistungs- und Erfolgsdruck kann man langsam emotional abstumpfen. Das Büro verlassen, Smalltalk machen, sich dabei auch persönlich für den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin interessieren, vom eigenen Wochenende etwas Interessantes oder Familiäres erzählen. Soziale Kontakte pflegen ist ein optimaler Weg, um die eigene emotionale Intelligenz zu fördern, um eigene und fremde Gefühle besser wahrzunehmen oder zu verstehen.

Den eigenen Weg finden

Zusammenfassend gebe ich Ihnen mit auf den Weg, sich selbst regelmäßig zu reflektieren und auch privates Feedback aus dem familiären Kreis einzuholen. Einen eigenen, gesunden Weg zu finden, kann dann gelingen, wenn man Beruf und Privatleben ausgewogen und vereinbar gestaltet, sich und andere weiterentwickelt und Probleme wie Konflikte mit Lösungen versieht. Vertrauen Sie Ihrer Intuition, treffen Sie gute Abwägungsentscheidungen, z.B. nach Konsultation erfahrener Mitarbeiter, und vernachlässigen Sie Ihnen wichtige private Dinge nie völlig.

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